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das Buch
Yoshiko Kusano, Francesca Palazzi, Caroline Minjolle (Hg.)
Wir, Fotografinnen am Frauen*streik
© 2020 Christoph Merian Verlag
ISBN 978-3-85616-934-3
Das Buch hat es in die Longlist des Deutschen Fotobuchpreises 2020 geschafft!
Am 14. Juni 2019 demonstrierten in der ganzen Schweiz Hunderttausende von Mitbürger*innen und forderten eine rasche Umsetzung der Gleichstellung. Denn es ist nach wie vor eine Tatsache: In unserem Land herrscht Lohndiskriminierung und wir sind noch weit entfernt von einer rechtlichen Gleichbehandlung. Daran hat bis jetzt auch #metoo-noch nicht wirklich etwas geändert. Weltweit findet die Frauenbewegung in den Medien zwar immer mehr Beachtung. Doch die Umsetzung der Gleichstellung ist noch immer nicht Realität. In der Schweiz ist die Diskriminierung von Frau*en im öffentlichen und privaten Leben an der Tagesordnung. Fast 40 Jahre nach der Aufnahme des Gleichstellungsartikels in die Bundesverfassung hat die Schweiz ihre Aufgaben in Sachen Gleichstellung von Frau*en und Männern* noch nicht gemacht.
Die Berner Fotografin Yoshiko Kusano hatte eine bestechende Idee. Ihre weiblichen Berufskolleg*innen, die Schweizer Fotograf*innen, sollen den Tag umfassend dokumentieren. Und sie begeistert damit: In wenigen Tagen bilden über 30 Fograf*innen eine Gruppe. Sie sind sich einig, dass der Frauenstreik in den Medien umfassend dokumentiert werden muss – und zwar von Frau*en. Im Vorfeld sprechen sie sich mit den wichtigsten Medien des Landes ab und machen bekannt, dass ihre Bilder über die Nachrichtenagentur freshfocus.swiss erhältlich sind.
Am 14. Juni sind alle überwältigt. Tausende von Aktionen in jedem Landesteil, in den Städten, auf dem Land, zeugen von der Verbundenheit und dem Gestaltungswillen rund um den Frauenstreik. Über eine halbe Million Demonstrant*innen setzen ein starkes Signal für rasche Gangart bei der Gleichstellung. Die Fotograf*innen dokumentieren unermüdlich, getragen von der gigantischen Euphorie. Noch am Abend liefert jede Fotograf*in einen Teil ihrer Aufnahmen an die Presseagentur freshfocus.swiss. Sie erwarteten eine Unzahl von Anfragen – doch bis heute sind nur wenige der Fotos veröffentlicht worden. Viele Medien haben bei den Stammlieferant*innen Bilder bezogen, trotz der Abmachung, den Fotos der organisierten Streikfotograf*innen den Vorzug zu geben. Nach wie vor erfolgte die Berichterstattung in vielen Fällen aus der Sicht von Männern*.
Im September 2019 trafen sich die Fotograf*innen in Bern um ihre Erinnerungen an den Frauenstreik zu teilen. Viele sahen sich zum ersten Mal und fragten sich gemeinsam: Was machen wir mit unseren Bildern? Was von diesem unvergesslichen Tag wie zugänglich machen? Wie unsere Erfahrungen weitergeben? Bei allen hielt die Energie, die der Streik ausgelöst hat, nach wie vor an. Die alle Erwartungen übertreffenden positiven Erfahrungen, der Respekt, der Humor, die Intelligenz, die Kraft und der Wille von Hunderttausenden: Schnell war klar, dass alle Fotograf*innen die Erinnerung daran wachhalten und in einem Fotobuch allen zugänglich machen wollen. Tausende von Aufnahmen zeugen von der Phantasie, der Heterogenität, von den Emotionen, der Solidarität und vom Willen, in unserer Gesellschaft endlich etwas zu ändern.
Eine Arbeitsgruppe erklärt sich bereit, die Umsetzungsarbeiten für die Publikation in die Hand zu nehmen. Für ein lautes, buntes und engagiertes Buch. Am 14. Juni ging im Hinblick auf die Mediennutzung nur ein Bruchteil der Bilder online. Für das Buch galten ganz andere Kriterien. Subjektive, künstlerische und persönliche Bilder machen das Bildcorpus des Buches aus.
Mit freundlicher Unterstützung von:
Grossen Dank an die Else von Sick Stiftung, Ellen Ringier und die Dr. Adolf Streuli Stiftung für ihre Unterstützung.